Klinikum Niederlausitz: „Die Lage ist ernst.“ [VIDEO]

Senftenberg/Lauchhammer. Das Klinikum Niederlausitz nimmt eine weitere Pandemiestation in Betrieb. Aktuell werden im Krankenhaus Senftenberg 39 (stand 24.11.20) Covid-19-Patienten versorgt. Mit der anhaltend hohen Patientenzahl wachsen der Personalbedarf in den Pandemiebereichen sowie die Belastung für Pflegekräfte und Ärzte weiter. Medizinische Fachkräfte werden aus anderen Bereichen umgesetzt, um die Versorgungssicherheit in der Akut- und Notfallversorgung gewährleisten zu können. Auch Schüler und Lehrer der CampusSchule unterstützen bei der Patientenversorgung im Klinikum.

„Unsere Leute, gerade in den High-Care-Bereichen, arbeiten am und über dem Limit. Teilweise werden acht Tage und mehr hintereinander durchgearbeitet, bei Personalausfall wird ohne Zögern eingesprungen. Aber auch sie haben Familien und auch sie haben Angst vor Ansteckung. Dieser Dienst an der Gesellschaft verdient breite Anerkennung und muss bei den aktuellen Debatten in den Vordergrund gerückt werden“, schildert Tobias Vaasen, Geschäftsführer der Klinikum Niederlausitz GmbH, die Situation.

Versorgung konzentriert sich auf die Bewältigung der Corona-Pandemie

Aufgrund der steigenden Zahl von Covid-19-Patienten wurde am 18. November eine weitere Station im Krankenhaus Senftenberg für die Corona-Versorgung in Betrieb genommen. Nach zurzeit stattfindenden Umbaumaßnahmen für eine zusätzliche Sauerstoffversorgung wird die Station vollumfänglich als Pandemiestation zur Verfügung stehen. Ärzte und Pflegekräfte des Klinikums Niederlausitz versorgen die Covid-19-Patienten nun je nach Schwere der Erkrankung auf insgesamt drei Stationen. Um dafür ausreichend Personal zu Verfügung zu haben, muss das Leistungsspektrum in anderen Bereichen erheblich reduziert werden.
Das OP-Programm wurde um rund ein Drittel eingeschränkt, nahezu alle geplanten Behandlungen und Eingriffe abgesagt. Am Standort Lauchhammer wurden die Kliniken für Gynäkologie, für Urologie sowie für Allgemein- und Viszeralchirurgie zusammengelegt und die Bettenkapazitäten der Klinik für Geriatrie von 60 auf 30 Betten reduziert. Das so freiwerdende Personal unterstützt am Standort Senftenberg. Die Medizinische Klinik 1 ist bereits vor zwei Wochen von Lauchhammer nach Senftenberg umgezogen, um hier das internistische Personal und die entsprechende Medizintechnik zu bündeln. Die CampusSchule, in der die theoretische Ausbildung für verschiedene Gesundheitsberufe stattfindet, verschiebt aufgrund des hohen Personalbedarfs im Klinikum kurzfristig ihren Schulturnus. Lehrer und Schüler der Einrichtungen können so bei der Patientenversorgung oder administrativen Tätigkeiten unterstützen.

Infektionsgeschehen spiegelt sich in den Patientenzahlen wider

Deutschlandweit müssen durchschnittlich 11 Prozent der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Menschen wegen Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden. Für den Landkreis Oberspreewald-Lausitz bedeutet das bei 328 aktiven Infektionen (Stand: 19. November 2020), dass statistisch gesehen rund 36 Männer und Frauen so schwer erkranken, dass sie stationär behandelt werden müssen. Rein rechnerisch werden nach den Erhebungen des Robert-Koch-Instituts sechs von ihnen beatmet werden müssen, darunter drei auf der Intensivstation.
Die aktuellen Fallzahlen bei Covid-19-Patienten im Klinikum Niederlausitz decken sich in etwa mit diesen bundesweiten Durchschnittswerten. Am 20. November werden hier 35 Covid-19-Patienten behandelt, davon sechs auf der Intensivstation und fünf beatmet. Ein weiterer Anstieg der Patienten wird erwartet. „In den vergangenen Tagen war unsere Intensivstation jederzeit aufnahmefähig. In welchem Bereich wir Bettenkapazitäten ausweiten, orientiert sich am Gesundheitszustand der Patienten. Wir stellen fest, dass ein Großteil unserer Covid-19-Patienten eine Versorgung auf der Überwachungs- oder Normalstation benötigt. Wir konzentrieren deshalb aktuell hier unsere personellen Ressourcen und bleiben damit parallel handlungsfähig, wenn der Bedarf an Intensivbetten steigt“, informiert Dr. Hartmut Husstedt, Ärztlicher Direktor der Klinikum Niederlausitz GmbH.

Kontaktbeschränkungen können lebensnotwendig werden

„Die Lage ist ernst. Unsere Mitarbeiter sind stark belastet, die Zahl der krankheitsbedingten Ausfälle steigt. Wenn die Covid-19-Fälle in OSL und die Zahl der schwer Erkrankten weiter so anwachsen wie in den vergangenen Tagen, kommen wir an unsere Kapazitätsgrenze. Es kann lebensnotwendig werden, dass jeder im Landkreis und darüber hinaus die Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen konsequent einhält. Die Infektionszahlen müssen zurückgehen, damit wir auch weiterhin jedem, der Hilfe benötigt, entsprechend unserer medizinischen und pflegerischen Standards helfen können“, appelliert Tobias Vaasen, Geschäftsführer der Klinikum Niederlausitz GmbH, eindringlich.

Finanzieller Ausgleich für Corona-Maßnahmen offen

Die Einschränkung des Leistungsspektrums zu Gunsten der Erhöhung der Bettenzahlen in den Pandemiebereichen ist für die Klinikum Niederlausitz GmbH mit erheblichen Einnahmeausfällen verbunden. Ob diese mit den am 18. November beschlossenen Ausgleichszahlen für Krankenhäuser erstattet werden, ist bislang unklar. Um diese Zahlungen zu erhalten, müssen zwei der drei folgenden Kriterien erfüllt werden: Ein Krankenhaus muss über Notfallstufe 2 oder 3 verfügen –  das Klinikum Niederlausitz hält die Notfallstufe 1 vor. Die 7-Tages-Inzidenz im Landkreis muss für die Ausgleichszahlungen über 70 liegen, was im Landkreis Oberspreewald-Lausitz der Fall ist. Zudem muss die Auslastung der bei DIVI gemeldeten Intensivkapazitäten über 85 Prozent betragen.
„In den vergangenen Wochen haben wir diese Auslastung fast immer erreicht. Dieses Kriterium bestraft aber unserer Meinung nach Kliniken dafür, wenn sie Patienten in deren Sinne so früh wie möglich von der ITS verlegen, oder wenn freie ITS-Betten für den zu erwarteten Bedarf vorgehalten werden. Schon ein Bett mehr, das wir auf der Intensivstation verfügbar machen, kann uns unter die Marke von 85 Prozent Auslastung bringen. Wir wünschen uns mehr Flexibilität für die Inanspruchnahme dieser Ausgleichszahlungen. Wir sind darauf angewiesen, um ausreichend Pandemie-Betten vorzuhalten“, ordnet Tobias Vaasen die Regelung für das Klinikum Niederlausitz ein.

PM/Red