Welzow will rescEU-Standort werden

Die Sommer werden heißer, die Zahl der Waldbrände in Europa steigt. Eine von der Europäischen Union (EU) bereitgestellte Flotte an Löschflugzeugen soll Brandkatastrophen verhindern. Auch ein Standort in Welzow ist denkbar. Der Besuch von EU-Kommissar Christos Stylianides soll dies untermauern.

Die Statistik spricht für sich: In Europa wurden circa 1,3 Millionen Hektar Wald und Land im vergangenen Jahr vernichtet, da verloren 127 Menschen ihr Leben. Der Schaden beziffert sich auf knapp zehn Milliarden Euro. Allein in Deutschland gab es 1708 Waldbrände, bei denen insgesamt 2349 Hektar Wald verbrannten. Ganz vorne in dieser traurigen Statistik liegt Brandenburg mit 1664 Hektar. Grund genug, um über effektive Mittel zur Brandbekämpfung nachzudenken, auch über die Landesgrenzen hinaus.
rescEU europaweit

Bisher waren die EU-weiten Hilfsmaßnahmen auf freiwilliger Basis der Mitgliedsstaaten aufgebaut. Deshalb hat die Europäische Kommission ihre Kapazitäten zur Prävention von Waldbränden im Rahmen des gemeinsamen Systems zur Bewältigung von Naturkatastrophen (rescEU) ausgebaut. Die rescEU-Flotte besteht aus neun Löschflugzeugen und sechs Hubschraubern, die naturgemäß der Häufigkeit der Waldbrände in Südeuropa stationiert sind. Zum Einsatz kommen zurzeit die sogenannte „Canadairs“, Löschflugzeuge der größten und effektivsten Kategorie. Sie fassen über 6000 Liter Wasser und können ihre Löschtanks in nur zehn Sekunden auffüllen. Um aber europaweit inklusive des Baltikums effektiv Waldbrände bekämpfen zu können, soll ein Standort nördlich der Alpen gefunden werden.

Seenland und Welzow ideal

Schon seit 2010 verfolgt Bürgermeisterin Birgit Zuchold (SPD) den Plan für Gewerbeansiedlungen rund um den Welzower Flugplatz: „Wir träumen natürlich von einem internationalen Katastrophenschutzzentrum“, schwärmt das Stadtoberhaupt. „Der Bebauungsplan liegt vor, wir sind startbereit“, fügt sie erwartungsfroh hinzu. Von den Gegebenheiten vor Ort überzeugten sich am vergangenen Dienstag (3.9.) der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenmanagement und Mitinitiator von rescEU Christos Stylianides und Dr. Christian Ehler (CDU), Vertreter Brandenburgs im EU-Parlament. „Wir sind hier in einer Region mit sehr viel Erfahrung in der Brandbekämpfung“, wirbt Dr. Ehler für den Standort. Dass auch gerade das Lausitzer Seenland einen idealen Standort für amphibische Wasserflugzeuge bietet, steht für den EU-Politiker außer Frage. „Die Charakteristik der Region bietet enorm gute Möglichkeiten für die Forschung in der Brandbekämpfung aus der Luft“, lässt er keine Zweifel offen. Für den EU-Kommissar Christos Stylianides sehen die Bedingungen ebenfalls optimal aus: „Wir können von hier aus bis zum Baltikum zu Einsätzen fliegen“, schätzt er ein. Aber, er weist auch darauf hin: „Die Entscheidung, ob Welzow der Standort wird, das wird in der Landesregierung und in Berlin passieren. Seitens der EU sind wir bereit“, beschreibt er den weiteren Weg. Christos Stylianides macht von einem rescEU-Standort nördlich der Alpen in Deutschland keinen Hehl: „Man nennt mich im Parlament den – German Mediterranean – also den deutschen Südländer“, lacht er. Dass die rescEU-Aktivitäten über zwei Landkreise gehen, ist für alle Beteiligten problemlos. „Die Wasserlandegenehmigung auf Sedlitzer See liegt vor und eine nötige Rampe ist laut Bebauungsplan des Hafenbereiches jederzeit möglich. Wir sind bereit“, zeigt sich Senftenbergs Bürgermeister Andreas Fredrich optimistisch.

Leistungsfähige Technik

Für Wasserflugzeugspezialist Frank Degen steht ebenfalls fest, dass der Sonderlandeplatz Welzow-Sedlitzer See ideal für eine Stationierung von Löschflugzeugen ist: „Wir haben hier alle Voraussetzungen für einen optimalen Einsatz der amphibischen Flugzeuge“, bestätigt der Spezialist, der selbst Wasserflugzeug entwirft und baut. Im Projekt involviert, kennt Frank Degen einige technische Spezifikationen der Flugzeuge. So rechnen die Verantwortlichen mit der Stationierung von drei Flugzeugen des Typs Berijew Be-200. Das russische Fabrikat kann auf einer Seelänge von 1000 Metern circa 12 Tonnen Wasser aufnehmen. Mit Geschwindigkeit vom 600 Kilometern/Stunde ist es schnell vor Ort. Mit entsprechender Rotation anderer Flugzeuge können bei günstigen Entfernungen bis zu 60 Tonnen Wasser in einer Stunde verarbeitet werden, da das Flugzeug zur Wasseraufnahme nicht landen muss.
Um sich einen Eindruck über das Lausitzer Seenland zu verschaffen, starteten EU-Kommissar Christos Stylianides und Europaabgeordneter Dr. Christian Ehler zu einem Rundflug, ehe sie die Fachgespräche mit den Spezialisten absolvierten. Seitens der EU scheinen die Ampeln für einen rescEU-Standort in Welzow auf Grün zu stehen. Nun ist die deutsche Politik gefragt.

Fakten:
Web: www.flugplatz-welzow.de
Sichtflugverkehr Tag/Nacht
Start-/Landebahn: 2.000m x 30m;
Nachgewiesene Tragfähigkeit bis 150t
Gesamtfläche: 700 Hektar