Großes Spektakel mit Theater auf Schienen im Bahnhof
Die Gerüchteküche um das diesjährige Theaterfest, Spektakel genannt, brodelte schon länger. Zur Spielzeitpräsentation, Ende April, wurde dann die Katze aus dem Sack gelassen. Theodor Fontane ist das große Thema – da der 200. Geburtstag des großen deutschen Schriftstellers begangen wird, eine nicht so ungewöhnliche Wahl für ein Theaterfest. Allein die Auswahl des Spielortes könnte ungewöhnlicher kaum sein.
Spektakel in der Mitropa
„Fontane am Zug“ heißt das diesjährige Spektakel und der außergewöhnliche Spielort ist der Bahnhof in Senftenberg. Es hat wohl mehrere Gründe, warum gerade der Senftenberger Bahnhof als Spielort für das diesjährige Spektakel seitens der neuen Bühne ausgewählt wurde. Zum einen ist sicherlich die Reisefreudigkeit Fontanes eine sinnvolle Analogie, aber zum anderen auch die Tatsache, dass eine spektakuläre Kooperation mit dem niederländischen Eisenbahntheater „Das letzte Kleinod“ geradezu prädestiniert dafür ist, einen Bahnhof als Spielort zu wählen. „Das ist noch richtiges fahrendes Volk“, freut sich Intendant Manuel Soubeyrand, aufgrund der Tatsache, des der ozeanblaue Zug gleichzeitig Bühne, Werkstätten und Lebensraum der Schauspieler ist. Neben dem Theaterzug werden die beiden Mitropa-Restaurants und der alte Gepäcktunnel des Senftenberger Bahnhofs kulturell reanimiert. Zwischen Wasserturm und alter Gemüsehalle erlebt der Zuschauer dann Fontanes Leben in seinem Facettenreichtum zwischen Reiselust, Familie und dem Drang zu schreiben. Mit einer fulminanten Sommerparty in der ehemaligen Gemüsehalle an der Güterbahnhofstraße geht dann ein Spektakel der Extraklasse zu ende. Das Spektakel findet aufgrund des Starts der 11. Theatertage des Deutschen Bühnenvereins bereits im August statt und wird beginnend mit der Premiere am 3. August nur neun Mal zu sehen sein. Also fängt in puncto Eintrittskarten diesmal der frühe Theatervogel den Wurm.
Außer der Reihe
Neben viele interessanten Inszenierung ist das Projekt „Borderlands“ beachtenswert. Mit Künstlern der neuen Bühne Senftenberg und dem Tetr Lesja Ukrajinka aus Lemberg (Lviv) wird über das Leben in zwei Bergbaustädten erzählt. Die Besonderheit ist dabei eine Mitmachaktion, an denen sich die Menschen der beiden Städte beteiligen können, in dem sie Gegenstände, die die Stadtgeschichte oder ihre Lebensgeschichte betreffen, den Künstlern mitgeben. Wenn im Oktober die Künstler aus der Ukraine in Senftenberg zu Gast sind, dann werden sie diese Gegenstände oder mediale Zeitzeugen mit nach Lemberg nehmen. Das Projekt gipfelt dann im Stück „Parcel from abroad“ – Paket aus dem Ausland. Neben dem Senftenberger und dem Lemberger Theater ist noch die Kölner Künstlergruppe Futur 3 in dem Projekt aktiv.
Sehenswert
Mit der Premiere des Stückes „Aus dem Nichts“ zeigt sich wieder Samia Chancrin als Regisseurin. Das Theaterstück zum gleichnamigen Film von Fatih Akin zeigt die Brutalität rechter Gewalt. Mit Spannung darf die Umsetzung des Stoffes durch die deutsch-französische Schauspielerin und Regisseurin erwartet werden, so mal sie im Film an der Seite von Diane Kruger spielte. Klassisch geht es im Oktober zu, wenn Schillers „Kabale und Liebe“ Premiere feiert. Obwohl das Rangfoyer des Senftenberger Theaters nicht üppig viel Platz bietet, kann man doch in einer spritzigen Inszenierung „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen erleben“. Ein pointenreiches Stück, das trotz kleiner Bühne große Unterhaltung verspricht. Die französische Komödie hält mit „Die Studentin und Monsieur Henri“ Einzug ins Theater. Eine Studentin versucht beim alten Henri ein Zimmer zu mieten, weil sein Sohn eine Aufsicht für den alten Herrn sucht – Verwicklungen der heiteren Art sind da vorprogrammiert.
Bevor aber die neue Spielzeit beginnt, endet die aktuelle Spielzeit der neuen Bühne Senftenberg mit der Premiere der „Dreigroschenoper“ im Amphitheater am 25. Mai. Übrigens ist das Senftenberger Theater mit dieser doch recht aufwendigen Inszenierung am 30. August im Schloss Lübbenau zu sehen.