Kreistag soll Millionenspritze für das Klinikum Niederlausitz beschließen
Das Klinikum Niederlausitz ist seit Monaten in aller Munde bezüglich horrender Verluste aus dem letzten Geschäftsjahr. Notlagentarif bei den knapp 1200 Arbeitnehmern und Umstrukturierungen soll das Klinikum wieder in das richtige Fahrwasser bringen. Den ersten Dämpfer bekamen die Pläne des Gesellschafters und der Klinikführung durch die verweigerte Zustimmung seitens der Verdi-Gewerkschafter. „Wir haben zwar damit gerechnet, aber dennoch ist es ein ziemlicher Dämpfer, denn die Ablehnung kostet uns einen siebenstelligen Betrag, der für die Beseitigung der finanziellen Schieflage sehr wichtig wäre“, zeigt sich Klinikum-Geschäftsführer Uwe Böttcher wenig erfreut. Für den Gesellschafter, dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz, heißt es jetzt zu handeln. Dazu positionierte sich Landrat Siegurd Heinze mit zwei Beschlussvorlagen für den Kreistag.
In erster Linie sollen die Kreistagsabgeordneten über eine Finanzspritze in Höhe von zwei Millionen Euro entscheiden: „Das ist enorm wichtig, um die Liquidität des Klinikums sicherzustellen“, stellt Landrat Heinze klar. Eine zweite Vorlage sieht den Einsatz von Wirtschaftsprüfern und Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes vor. Hier sollen externe Kräfte gebunden werden. Über den Millionen-Zuschuss wird am 19. September zur Kreistagssitzung in Klettwitz entschieden: „Der Weg ist geebnet, der Kreistag muss jetzt ja sagen“, so die eindringlichen Worte von Siegurd Heinze. Dass das Klinikum Niederlausitz in kommunaler Trägerschaft bleibt, daran lässt der Landrat keinen Zweifel: „Wir glauben an die Sanierung aus eigener Kraft. Andere Möglichkeiten sind noch ganz weit weg“, zeigt er sich kämpferisch.
Dass zu einem tragfähigen Sanierungskonzept auch ein enormer Patientenzuwachs erforderlich ist, weiß auch die Geschäftsleitung des Klinikums: „Wir müssen uns die Frage stellen warum sich die Patienten von uns abwenden“, stellt sich Uwe Böttcher der Kritik. Reserven sieht der Geschäftsführer in der ersten Runde in der Optimierung des Aufnahme- und Entlassungsprozesses. Um der Sanierung eine Stimme zu geben, wurde seitens des Klinikums eine Arbeitsgruppe mit dem optimistischen Namen „Klinikum 2024“ ins Leben gerufen. Mitarbeiter, Ärzte, Betriebsrat und Geschäftsleitung, sollen hier an neuen Konzepten feilen und alte Fehler aufarbeiten. Dass sich der Trend zu immer mehr ambulanten Behandlungen zulasten der stationären Behandlung abzeichnet und damit die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus dramatisch sinkt, ist dabei nur ein Umstand, der in die neuen Strategien einfließen muss.
Erste Maßnahme für einen strukturellen Neuanfang ist die Doppelspitze im Ärztlichen Direktorat. „Es war ein Wunsch aus der Belegschaft“, erklärt Geschäftsführer Uwe Böttcher den Strukturwandel. Prof. Dr. Markus Reckhardt, Chefarzt des Zentrums für Neurologie und Schmerzbehandlung und Dr. Hartmut Husstedt, Chefarzt des Instituts für Radiologie und Neurologie bilden die neue Doppelspitze, die ganz demokratisch von den Chefärzten des Klinikums gewählt wurden. Damit liegen die Entwicklung und Umsetzung einer regionalen medizinischen Struktur als zentrale Aufgabe bei der neuen ärztlichen Leitung. Beide Direktoren üben ihre Tätigkeit nebenberuflich aus und werden weiter ihrer Chefarzttätigkeit nachkommen.
Dass dies nur ein kleiner Schritt zur Neuausrichtung ist, daran besteht kein Zweifel. Auch Landrat Heinze weiß: „Ich habe auch kein Patentrezept.“ Dass er aber mehr Fachlichkeit im Aufsichtsrat des Klinikums für die Zukunft sieht, steht für ihn fest: „Ich lade gerne die Fraktionen ein, Fachkräfte zu benennen“, so sein Appell.
Dass das Klinikum Niederlausitz noch viele engagierte Mitarbeiter hat und die Patienten in Lauchhammer und Senftenberg gut aufgehoben sind, dazu kann man sich am 14. September, um 14 Uhr beim Tag der offenen Tür in Lauchhammer überzeugen.
Fakten:
Event: Tag der offenen Tür
Datum/Zeit: 14.09.2019, ab 14 Uhr
Ort: Lauchhammer, Friedensstraße 18