Der Amphi-Macher verabschiedet sich swingend

„12 Jahre sind genug“, so das pragmatische Fazit von Andreas Stanicki (70), der in seiner Stellenbeschreibung an der neuen Bühne Senftenberg die etwas umständliche Bezeichnung – Organisatorischer Leiter des Amphitheaters – zu stehen hatte. Bevor Andreas Stanicki nach Senftenberg kam, war er am Neuen Theater in Halle unter Peter Sodann als Manager und Disponent tätig. „Das war eine schöne Zeit, da ich einen guten Draht zum Intendanten hatte“, erinnert er sich. Als dann die Vertragsverlängerung ausblieb machte sich Stanicki mit einer Künstleragentur selbstständig. Im Jahr 2007 gab es den Kontakt zum damaligen Intendanten der neuen Bühne Senftenberg, Sewan Latchinian, der das Amphitheater als Sommerspielstätte in das Senftenberger Theater integriert hatte.

„Ich unterschrieb noch 2007 den Vertrag und im darauffolgenden Jahr hatte ich meine erste Amphitheater-Saison“, schmunzelt Andreas Stanicki, wenn er sich an die Herausforderungen erinnert. Dass neben der Zusammenstellung eines attraktiven Programms – in der Premierensaison 2008 waren es immerhin 52 Vorstellungen – Andreas Stanicki auch Wettergott sein musste, war wohl die größte Herausforderung für den Hallenser. „Damals hatte das Amphitheater noch kein Dach. Nicht nur die Zuschauer wurden bei den Vorstellungen nass, auch die Bühne wurde so glatt und unbespielbar, dass die Vorstellungen im wahrsten Sinne ins Wasser vielen“, erinnert sich Stanicki mit Grausen. Trotzdem begeisterte er in seiner ersten Saison 13 000 Zuschauer. Im Jahr 2010 kam dann das langersehnte Dach und die Zuschauerzahlen kletterten auf 25 000. Im vergangenen Jahr gab es dann den Rekord von 70 Veranstaltungen mit 31 500 Zuschauern. „Mir ging es aber nie um irgendwelche Rekorde oder Statistiken“, stellt der studierte Mathematiker klar. „Ich wollte Qualität“, fügt er hinzu. Und das ist bei der Größe der Spielstätte nicht so einfach gewesen. „Viele bekannte Künstler wollen vor einem größeren Publikum spielen und wir haben eben nur 600 Plätze“, gibt er zu bedenken. Trotzdem gelang es Andreas Stanicki immer wieder, große Namen an den Großkoschener Strand zu holen. Unmöglich alle aufzuzählen und so sind Kelly, Prinzen, Gitte und Heinz-Rudolf Kunze sind nur einige Namen, die den Amphi-Macher über 12 Jahre begleiteten. Das es mit den Stars und Sternchen nicht immer einfach war, zeigt seine Kommunikationsrate: „Unter 20 Telefonate pro Auftritt ging nichts“, lacht Stanicki.

Kein Abschied ohne Ehrung und kein Abschied ohne besondere Erinnerungen: Und so ist es am vergangenen Sonntag Andrej Hermlin mit seinem Swing-Orchester, der an einen besonderen Tag 2011 erinnert, wo ein brachiales Unwetter fast den Abbruch der Veranstaltung bedeutete, aber Zuschauer und Orchester weiter machten. „Das war auch für mich ein einmaliges Erlebnis“, zeigt sich Stanicki ergriffen. Kein Wunder, dass er für sein letztes „Goodbye“ sich am vergangenen Sonntag die Show von Andrej Hermlin und seinem Swing Dance Orchestra ausgesucht hat. Zum Tschüss-Sagen kam auch der Chef des Fördervereins des Senftenberger Theaters Reiner Rademann, der den jährlich vergebenen Theaterpreis an Andreas Stanicki übergab. „Wir vergeben die Preise zwar schon im Frühsommer, beim Theaterfest, aber Andreas Stanicki konnte zu diesem Termin nicht. Dieser Rahmen zu Ende der Amphi-Saison ist aber auch nicht schlecht“, zeigt sich Rademann begeistert.

Wer nun aber denkt, dass Andreas Stanicki das Pensionärsleben genießt und bei seiner Frau Wiedergutmachung für zwölf versäumte Sommer betreibt, der liegt falsch. „Ich habe Ende September die Premiere mit meinem Extrachor, in dem ich singe, an der Oper in Halle“, berichtet er von seiner großen Leidenschaft. Auch seine „Gute Stube“, das Amphitheater will er öfter mal einen Besuch abstatten – dann natürlich als Gast.