Antibiotika-Verbrauch im Klinikum Niederlausitz sinkt

Am 18. November schärft der Europäische Antibiotikatag das Bewusstsein für die Gefahren durch Antibiotikaresistenzen. Einer Expertengruppe der Klinikum Niederlausitz GmbH ist es im Rahmen des bundesweiten Programms „Antibiotic Stewardchip“ (ABS) gelungen, den Einsatz von Antibiotika in den Krankenhäusern Senftenberg und Lauchhammer deutlich zu senken. Die ABS-Kommission des Klinikum Niederlausitz trägt so dazu bei, dass Antibiotika nicht unwirksam werden.

Jedes Jahr sterben 33 000 Menschen1 an Infektionen, die durch antibiotikaresistente Bakterien ausgelöst wurden. Jeder Antibiotika-Einsatz fördert Resistenzen. Die  gezielte Antibiotikagabe schützt deshalb Leben. Im Klinikum Niederlausitz konnte der Antibiotika-Verbrauch seit der Etablierung des Programms „Antibiotic Stewardchip“ (ABS) seit dem Jahr 2017 um rund zehn Prozent reduziert werden. Als Ergebnis des ABS-Programms werden die Medikamente gezielter und über einen kürzeren Zeitraum verabreicht.
„Wir wollen mit dem Antibiotic Stewardchip die Genesung unserer Patienten verbessern und gleichzeitig Resistenzen und die damit einhergehenden Herausforderungen bei der Therapie verringern“, erklärt Dr. Thomas Buthut, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter der ABS-Kommission am Klinikum Niederlausitz. Infektionen mit resistenten Erregern lassen sich meist schwieriger behandeln und können einen komplizierteren Verlauf nehmen.

Neues Laborverfahren für präzisere Antibiotikagabe
Im Klinikum Niederlausitz optimiert die ABS-Kommission seit drei Jahren die Antibiotikagabe. Neben Dr. Thomas Buthut gehören der Kommission Dr. Heinz-Detlef Gremmels, Direktor des Institutes für Klinische Chemie und Labordiagnostik/Mikrobiologie, Antibiotic-Nurse Ute Müller und Anke Wangerin, Apothekerin der Regionalapotheke des Klinikums Lübben, an. Das ABS-Team trifft sich alle zwei Wochen, um über besondere Fälle, Verläufe und Antibiotikastrategien zu beraten. Parallel berät die Kommission die medizinischen Fachabteilungen des Klinikums beim Einsatz von Antibiotika.
„Das Antibiotika-Schwert wird bei unsachgemäßer Anwendung stumpf“, betont Dr. Heinz-Detlef Gremmels. Nur, wenn der infektionsauslösende Bakterienstamm bekannt ist, kann eine Antibiotika-Gabe gezielt erfolgen. Hier spielt das Labor eine entscheidende Rolle. Im Labor des Klinikums Niederlausitz kann dank eines modernen Verfahrens bereits nach vier Stunden der Bakterienstamm bestimmt werden kann. Herkömmliche Verfahren benötigen dafür bis zu drei Tage.

Antibiotika dürfen nicht unwirksam werden
„Die Fortbildungen des Antibiotic Stewardchip gewährleisten, dass unsere Mediziner stets auf dem aktuellsten Wissensstand im Bereich der Antibiotikagabe, bei der Prävention und dem Umgang mit Resistenzen sind. Wir arbeiten alle gemeinsam daran, dass Antibiotika nicht unwirksam werden“, sagt Dr. Thomas Buthut. Der Leiter der ABS-Kommission betont zugleich, dass resistente Keime nach Einschätzung von Experten zumeist nicht im Krankenhaus entstehen, sondern auch die Medikamentengabe bei Nutztieren einen großen Anteil hat. „Wichtig ist deshalb auch, Antibiotikastrategien außerhalb der Krankenhäuser zu ändern beziehungsweise überhaupt erst zu etablieren“, betont der Chirurg und Krankenhaushygieniker.

Antibiotic Stewardchip ist eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und der Abteilung Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg in Kooperation mit dem Verband Deutscher Krankenhausapotheker. Das Programm umfasst unter anderem spezielle Fortbildungskurse, ein Expertennetzwerk und die Erarbeitung einer ABS Leitlinie für den Krankenhausbereich.