„Hase Hase“, eine Familienkomödie mit Überbiss
„Hase Hase“ ist eine Geschichte um eine Familie mit dem täglichen Auf und Ab, die sich fast wie eine „Daly Soap“ so mancher Vorabendprogramme im Fernsehen anhört. Herr und Frau Hase stehen kurz vor der Wohlverdienten entspannten Mitte ihres Lebens. Die Kinder sind aus dem Nest und sorgen für sich selbst. Das kleine Nesthäkchen „Hase Hase“ (Tom Bartels) und sein ältester Bruder Bébet halten sich wacker an Muttis Rockzipfel, wobei der kleine „Hase Hase“ die berühmte Nasenlänge vorne liegt beim Verwöhnen. Gute Voraussetzungen für die Eltern um das Leben bald in volleren Zügen zu genießen. Man ahnt es schon, es kommt anders, das Chaos beginnt. Wer jetzt denkt, ja, das ist ja wirklich wie im TV, der irrt.
Am Zahn der Zeit
Die Familie kämpft nicht nur mit den täglichen Herausforderungen des Lebens, wie Beziehung, Geld und Schulprobleme, auch politischer Radikalismus oder Fake News brechen über die kleine Familienwelt der Hases herein. Aber wie ein Fels in der Brandung, behält Mama Hase den Überblick. Johanna Schall, Enkeltochter von Helene Weigel und Bertolt Brecht, bringt das Stück in einer tiefgründigen Komik auf die Bühne und wer wäre prädestinierter für die Hauptrolle des spitzbbübigen, witzigen und klar denkenden kleinen „Hase Hase“ als Tom Bartels. Schon als Trinkolo in Spektakel „Stürme“ löste er wahre Lachsalven bei den Zuschauern aus: „Ich liebe es komödiantische Rollen zu spielen, wobei die Komik ja auch immer eine tragische Seite nach sich zieht“, zeigt er sich mit einem Lächeln philosophisch. Extra für die Rolle des jüngsten Hasen wurde dem Schauspieler eine Zahnspange mit zwei weithin sichtbaren Hasenzähnen angefertigt. Der künstlerische Überbiss sorgte bei Tom Bartels für richtige biss- und sprechtechnische Trainingstage, auch in der Freizeit: „Ich muss auf der Bühne echte Radieschen essen“, lacht er. „Wir mussten noch mal zum Zahnarzt, weil die Spange nicht richtig saß“, fügt er schmunzelnd hinzu. Auch das Sprechen will mit zwei mächtigen Hasenzähnen an der Oberlippe gelernt sein. „Da geht das Lispeln automatisch“, gesteht der Schauspieler. „Sagen sie doch mal science fiction mit einem künstlichen Gebiss“, gibt er stirnrunzelnd zu bedenken.
Drei Mal Schall
Für Tom Bartels ist die Zusammenarbeit mit Johanna Schall ein Glücksfall und gleichzeitig auch Erfüllung eines Traums: „Ich war Bühnenarbeiter am Volkstheater in Rostock, dort war sie Schauspieldirektorin und ich habe zu mir gesagt, ich möchte Schauspieler werden und einmal mit ihr zusammen ein Stück spielen“, erinnert er sich. Dass es in Senftenberg gleich drei Mal passierte und kein Ende abzusehen ist, kann man als glückliche Fügung ansehen oder es lag an der stoischen Akribie des Tom Bartels, der nach drei Bewerbungsanläufen das Schauspielstudium in Frankfurt am Main abschloss. Seit der Spielzeit 2014/15 ist er in Senftenberg und schätzt die neue Bühne inklusive Intendant Manuel Soubeyrand sehr: „Ich kannte den Intendanten schon von meiner Studienzeit her, und als der Kontakt da war, sagte ich sofort zu“, erinnert er sich. In der Zwischenzeit sind es fünf Jahre geworden und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Jetzt wird aber erst mal am Samstag (6.4.) intensiv mit langen Ohren und Hasenzähnen die Familie auf den Kopf gestellt. Oder wird vielleicht auch der eine oder andere Außerirdische entdeckt? Man weiß es nicht, und Tom Bartels lässt sich dieses Geheimnis auch nicht bis zur Premiere entlocken. Aber eines ist gewiss, es darf gelacht werden.